Wie sich der sogenannte Wirtschaftsminister Altmaier einen Patrioten vorstellt

oder: eine revolutionäre Wirtschaftsförderungsidee aus der Leberwurstrepublik

Leibspeise: Klösse gefüllt mit Schlachtabfällen (Leberwurst). Sowas isst man im Saarland gern.

„Einkaufen ist eine patriotische Pflicht !“

Originalbefehl des sogenannten Wirtschaftsminister Altmaier (14.12.2020). Konfuzius sagt: „Bist du nicht Herr über deinen eigenen Körper, kannst du nicht Herr über andere sein.“

Merke: Der Verzehr von Leber oder leberhaltigen Produkten über einen längeren Zeitraum kann gesundheitsschädliche Folgen haben. Das mag so manches erklären…

John le Carrée gestorben

Sein letztes Interview:

John le Carré  enthüllt seine Verachtung für die britische politische Klasse

 

John Le Carré im Jahr 2016.
 
 „Die Eton-Leute haben sich den Laden zurückgeholt“ … John le Carré im Jahr 2016. 

 

John le Carrés scharfe Verachtung für die britischen Politiker wird in einem ätzenden Brief an einen amerikanischen Freund angezeigt, der zur Versteigerung kommt, bei dem er die Tories, die Liberaldemokraten und die Labour gleichermaßen verachtet .

Der handschriftliche Brief an einen Geburtshelfer aus Maine wurde vom Autor im August 2010 geschrieben, nachdem die konservative Partei bei den Parlamentswahlen keine Mehrheit gefunden hatte und eine Koalition mit den Liberaldemokraten gebildet hatte. Oder wie Le Carré es treffend ausdrückte:

Die Eton-Leute haben den Laden mit Hilfe einiger unerfahrener Liberaler der zweiten Liga zurückgenommen, die in kurzer Zeit in ihrer eigenen heißen Luft verdampfen  werden und den Laden einem Haufen von Ivy-League-Tories überlassen, die wiedergeborene  PR-Männer, Sexisten, Anti-Europäer, Nostalgiker und Öko-Spinner sind „

Der Brief an Willard J. Morse schont nicht die Labour Party von damals, die von Le Carré als eine „verschwenderische Regierung“ beschrieben wird,  „sie wurde von einem schlechten schottischen Schweinchen (Blair) und einem unglücklichen schottischen Schwein (Brown) geführt, der das Sparschwein der kleinen Leute leerte, während sie dabei waren „.

Le Carré, der sich selbst als „radikaler im Alter als je zuvor“ bezeichnet hat, hat in der Vergangenheit darüber gesprochen, wie begeistert er war, als Labour 1997 gewählt wurde, aber von Tony Blairs Partei schnell desillusioniert wurde. „Wir haben kein einziges Mitglied der Blair-Regierung, das einen öffentlichen Einspruch gegen den ökologischen Ruin erhoben hat, den George W. in den Vereinigten Staaten durchsetzenwird„, sagte er 2001 in einem Interview und fügte hinzu: „Ich dachte, Blair wäre ein Lügner, als er leugnete ein Sozialist zu sein . Das Schlimmste, was ich über ihn sagen kann, ist, dass er die Wahrheit gesagt hat. „

Er endet mit einer Verurteilung des verstorbenen Schriftstellers Christopher Hitchens, den Le Carré als „wirklich verhassten kleinen Zwerg“ oder „was unsere Lehrer früher LMF nannten – niedrige moralische Faser oder Scheiße“ beschreibt. Hitchens war ein lautstarker Befürworter des Irakkrieges, gegen den sich Le Carré bei Antikriegsmärschen und seinem Schreiben im Jahr 2003 gewandt hatte:

Amerika ist in eine seiner Perioden des historischen Wahnsinns eingetreten, aber das ist das Schlimmste, an das ich mich erinnern kann, schlimmer als McCarthyismus, schlimmer als die Schweinebucht und auf lange Sicht potenziell verheerender als der Vietnamkrieg „. 

Während seine neueren Thriller oft zeitgenössische Themen berührt haben – sein 2008 Roman A Most Wanted Man wurde von Kritikern als eine direkte Kritik an US-Präsident George W. Bushs Politik  gesehen – Le Carré hat immer davon Abstand genommen hat, Polemiken zu schreiben, und sagte, dass er erkennt, dass seine Leser aufhören werden, seine Romane zu lesen, wenn er zu politisch wird.

 „Geschichte und Charakter müssen an erster Stelle stehen. Aber ich bin jetzt so wütend, dass ich eine Menge Zurückhaltung üben muss, um ein lesbares Buch zu produzieren.“

Alles begann 1961 mit seinem erfolgreichen Erstling „The Spy that came out of the cold“.

 

 

Unvergessen: Richard Burton und Claire Bloome in der Verfilmung von John le Carrées: „Der Spion der aus der Kälte kam“

Diana Rigg – eine Ikone unserer Jugend

EIN ABSCHIED IM CORONA-JAHR 2020

Die wilden Sechziger waren ja auch in England  eine herrlich ungezogene Zeit.  Und das betraf nicht nur die Beatles und andere Rock-Ikonen des aufgeregten Britpop.

Das junge englische Theater hatte mit dem atemlosen Furor von „Look back in Anger“ eines John Osborne und einer fantastischen Rita Tushingham in dem ikonischen Film „A Taste of Honey“ nach dem Roamn von Shelagh Delaney einen rapiden Aufschwung genommen. Der rücksichtslose Realismus der schwarz-weissen Bilder aus der schmuddeligen Welt der rebellischen „working-class-heros“ , auf die sich auch eine junge, laute Rockband namens „Rolling Stones“ bezog, wurde von vielen Kritikern mit unverhohlener Häme begleitet. „Kitchen sink realism“ hiess das Etikett.

Die junge draufgängerische Actrice Diana Rigg, die uns allen als die sturmerprobte Miss Emma Peel – Star der TV-Serie „The Avengers“ oder „Mit Schirm, Charme und Melone“ – in Erinnerung bleiben wird, stand erstmals in London auf den angesagten Bühnen und schliesslich sogar im Old Vic. Sie war im Ensemble als ziemlich respektlos bekannt, aß vor jeder Show eine fette Schweinefleischpastete und setzte sich auf die Treppe und rauchte wütend, wenn irgendetwas nicht zu ihrer vollsten Zufriedenheit gelaufen war – was häufig der Fall war. Sie war von Beginn an ihr härtester, unbarmherzigster Kritiker  Verdammt , stöhnte sie und wankte erschöpft in den Proberaum im obersten Stock. 

Diana Rigg war naturgemäß schon in den frühen 70ern ihrem britischen Publikum wohlbekannt durch ihre Auftritte im Old Vic in London. Dort hatte sie einen wilden Macbeth gemacht zusammen mit dem nicht minder furiosen Hopkins.  Sir Lawrence Olivier hatte am ersten Akt teilgenommen, der in völliger Stille aufgenommen wurde. Als die Truppe am Ende auf die Bühne kam, winkte Olivier der nervösen Diana freundlich zu. Dies war schliesslich ihr großer Moment. Sie wartete auf ein Zeichen von ias, der ihre Lady M adeln würde. Aber ohne einen kleinen Stich ging es nicht bei ihm: „Ich konnte mir nicht verkneifen, zu bemerken“, sagte Olivier später, „dass Sie keinen Büstenhalter trug.“

Diana Rigg wurde 2004 von Jane Bown vom Observer fotografiert.
Diana Rigg 2004

Auch das britische Publikum und ihre Fans in aller Welt hat sie für immer als Emma Peel bewundert und in Erinnerung behalten, wie es die unzähligen Nachrufe in diesem Jahr gezeigt haben. Dieses unerschrockene, wilde Mädchen aus Yorkshire mit den unverschämt kurzen Röcken und ihrem schwarzen catsuit war ein Feuerwerk aus rauhem Charme und Sex und bescherte dem jungen Publikum eine hinreissende kleine TV-Revolution mit einem Feuerwerk aus Action und Sinnlichkeit. Emma Peel hatte sich jeden Applaus hart verdient.

Möge es der Fernsehgott einrichten, uns diese wunderschöne Serie noch einmal zu bescheren – statt der tausendsten Wiederholung dieser unsäglich biederen Zumutung namens „Mord mit Aussicht“ beispielsweise. Sollte doch wohl auch ohne Gebührenwerhöhung finanzierbar sein… Come back to the silver screen, Diana !

fotos: express